Wann wir von Reizdarm sprechen und was Abhilfe verschafft
Jeder hatte in seinem Leben sicherlich schon einmal Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Schön ist das nie, jedoch gehen die Beschwerden meist nach kurzer Zeit wieder von selber weg. Bei etwa jedem Siebten jedoch verschwinden die Symptome auch nach drei Monaten nicht. Dann handelt es sich – sofern andere Ursachen wie beispielsweise chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Darmkrebs oder bei Frauen gynäkologische Erkrankungen ausgeschlossen werden können – um das Reizdarmsyndrom. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Wer unter einem Reizdarmsyndrom leidet, hat mindestens über drei Monate Symptome, die subjektiv aus dem Darm kommen und die so quälend sind, dass ärztliche Hilfe aufgesucht wird. Noch sind die Ursachen für das Reizdarmsyndrom nicht komplett verstanden. Auf der sogenannten Darm-Hirn-Achse – einer Verbindung zwischen Gehirn und Verdauungstrakt, über die Nervenzellen und Botenstoffe ausgetauscht werden – finden sich organische Veränderungen auf allen Ebenen. Vermutet wird unter anderem eine Verschiebung der Schmerzwahrnehmung im Darm. Diese kann mit vorangegangenen Magen-Darm-Infekten oder einem veränderten Mikrobiom zusammenhängen. Auch psychische Komponenten wie Stress können eine Rolle spielen und die Symptome verstärken. Da die Ursachen so unspezifisch sind, ist das Reizdarmsyndrom eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, wenn weitere Diagnosen ausgeschlossen werden können und zu den Symptomen keine Alarmsignale wie Blut im Stuhl, Entzündungszeichen, unklarer Gewichtsverlust oder Nachtschweiß kommen – diese sollten unbedingt immer ärztlich abgeklärt werden! –, handelt es sich in der Regel um Reizdarm. Ein spezifischer Therapieversuch ist dann gerechtfertigt. „Sehr wichtig ist die ärztliche Aufklärung über die Gutartigkeit der Erkrankung, die zwar lästig ist, aber nicht mit einer eingeschränkten Lebenserwartung einhergeht. Weil oft eine psychische Komponente ursächlich mitvorliegt, ist es wichtig, Ängste abzubauen und beispielsweise Strategien zur Stressvermeidung zu entwickeln“, sagt Dr. Johannes Stallhofer, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin IV.
Klassischerweise lässt sich das Reizdarmsyndrom in drei Untertypen unterscheiden, die annähernd gleich häufig in der Bevölkerung vorkommen und bei dem das jeweilige Symptom im Vordergrund steht:
- den Duchfalltyp,
- den Verstopfungstyp,
- den Mischtyp.
Hinzu können bei allen drei Typen Schmerzen und Blähungen kommen. Die gute Nachricht ist: In aller Regel lässt sich Abhilfe verschaffen. Denn Reizdarm kann zwar chronisch werden, ist es aber oft nicht. Übrigens helfen diese Maßnahmen auch grundsätzlich bei typischen Darmbeschwerden. Reichen diese Hilfsmittel nicht aus, entscheiden die Ärzte bei Patienten mit Reizdarm individuell, ob spezielle Medikamente Linderung verschaffen können. Als sehr hilfreich haben sich bestimmte Probiotika erwiesen. Daneben gibt es eine wirksame spezielle Ernährungstherapie.
Katrin Bogner
Rat für Zuhause
Bei Schmerzen sollten klassische Schmerzmittel nicht eingesetzt werden.
Hilfe: Pflanzliche Präparate aus der Apotheke, zum Beispiel Mischungen von Iberis Amara, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern und Süßholzwurzel oder das pflanzliche Kombinationspräparat STW-5.
Blähungen entstehen durch eine vermehrte Gasbildung im Dickdarm. Gase entstehen dort zunächst einmal ganz natürlich durch unsere Darmbakterien, während sie unsere Nahrung verarbeiten. Bei Blähungen entstehen aber mehr Gase, als entweichen können, was bei Betroffenen zu Schmerzen führt.
Hilfe: Pfefferminzölkaspeln aus der Apotheke, aber auch Kümmelöl können helfen.
Durchfall zeichnet sich aus durch eine Verminderung der Stuhlkonsistenz von sehr weichem bis flüssigen Stuhl, und eine vermehrte Häufigkeit des Stuhlgangs, mehr als drei Mal am Tag. Er kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, von Infekten und akuten oder chronischen Entzündungen hin zu Lebensmittelunverträglichkeiten und eben Reizdarm.
Hilfe: Gemahlene Flohsamenschalen: Ein bis drei Beutel am Tag dieses effektiven Quellmittels machen den Stuhl wieder kompakter.
Achtung: Fieber, Schmerzen, extremer Flüssigkeitsverlust, Erbrechen in Zusammenhang mit Durchfall sind immer ein Krankheitszeichen und sollten ärztlich abgeklärt werden.
Bei Verstopfung müssen Betroffene für ihren Stuhlgang viel Kraft aufwenden. Kennzeichen sind neben der verminderten Häufigkeit des Stuhlgangs auch eine härtere Konsistenz hin zu Kotsteinen.
Hilfe: Auch bei Verstopfung sind Flohsamenschalen zunächst das Mittel der Wahl. Sie machen nicht nur weichen Stuhl kompakter, sondern auch harten Stuhl weicher. Grundsätzlich helfen ballaststoffreiche Lebensmittel und Obst wie Kiwis und Pflaumen sowie ausreichend Flüssigkeit und Bewegung.