Jena (ukj/ane). Etwa 8000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich an Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). Er tritt damit zwar relativ selten auf, gehört jedoch zu den aggressivsten Tumoren. Die große Gefahr bei dieser Krebsart besteht darin, dass sie in den meisten Fällen aufgrund fehlender oder unspezifischer Symptome erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Um Patientinnen mit dieser Diagnose ein langfristiges Überleben zu ermöglichen, ist eine maßgeschneiderte, interdisziplinäre Therapie notwendig. Hochspezialisierte Zentren verfügen über diese Expertise.
Erstmalig hat die Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin am Universitätsklinikum Jena von der europäischen Gesellschaft für gynäkologische Onkologie (ESGO) die Akkreditierung als Eierstock-Krebszentrum erhalten. Dieses besondere Qualitätssiegel wird für fünf Jahre verliehen und bescheinigt der Klinik speziell in der erfolgreichen operativen Behandlung von Eierstockkrebs eine besondere Expertise nach 10 Qualitätsindikatoren. Von diesen qualitativ auf höchstem Niveau arbeitenden Zentren gibt es nur vier in Deutschland (Jena, Essen-Mitte, Berlin-Charite, Freiburg). Dabei konnte die Klinik während des Zertifizierungsverfahrens die internationalen Prüfer mit der hohen medizinischen Qualität, dem vielfältigen Therapiespektrum auf dem Gebiet der Gynäkologischen Onkologie, der hochmodernen Ausstattung sowie der interdisziplinären Struktur beeindrucken.
„Besonders das operative Können, also die Ergebnisse der Eierstockkrebs-Operation, und die Interdisziplinarität eines Zentrums sind entscheidend für einen langfristigen Therapieerfolg und wurden geprüft“, betont Klinikdirektor Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum. „Gynäkologische Onkologie, Anästhesiologie, Psychologie, Radiologie, Pathologie und Physiotherapie - alle Fachbereiche arbeiten eng abgestimmt zusammen, und die Patientinnen erhalten damit schnellstmöglich eine personalisierte interdisziplinäre Versorgung an einem Ort.“ Zahlreiche Ärzte aus dem In- und Ausland hospitieren jedes Jahr an der Frauenklinik, die auch als internationales Ausbildungszentrum der ESGO seit 2009 zertifiziert ist.
„In einer Vielzahl von Studien konnte nachgewiesen werden, dass bei Eierstockkrebs ein umfassender operativer Eingriff durch gynäkologisch-onkologische Experten zu Tumorfreiheit führen und damit den größten Nutzen für die betroffene Patientin - die Chance auf Überleben - haben kann, auch wenn die Erkrankung wieder einmal auftritt“, so der Leitende Oberarzt der Klinik, Dr. Herbert Diebolder. Aus diesem Grund sollten diese Operationen von einem hochspezialisierten Team durchgeführt werden. Die operative Therapie dauert in der Regel mehrere Stunden, für die Patientin ist sie von sehr großer Bedeutung. „Auch die Lebensqualität nach der Behandlung ist ein wichtiger Faktor. Deshalb ist es unser Ziel, die Tumorfreiheit mittels modernster Instrumente mit der geringstmöglichen Gewebeschädigung zu erreichen“, so Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum.
In der Forschung konzentriert sich das Team an der Frauenklinik um Prof. Runnebaum und Prof. Dürst auf Früherkennung, operative Therapie und auf personalisierte Behandlung nach der Eierstockkrebs-Operation. Zahlreiche klinische Studien zu HIPEC, Immuncheckpoint-Inhibitoren und Enzym-Hemmern (PARP-Inhibitoren) sind aktuell für Patientinnen des Gynäkologischen Tumorzentrums am UKJ geöffnet.