Koloniale Kontexte
Seit Ende 2020 setzt sich die Anatomische Sammlung mit ihrem kolonialen Erbe auseinander.
Laut den historischen Sammlungsunterlagen gingen in einem Zeitraum von etwa 200 Jahren über 100 Schädel oder andere Überreste von Menschen nicht-europäischer Herkunft ein. Außerdem sind 50 Objekte mit einer rassistischen Entstehungs- oder Nutzungsgeschichte belegt, wie etwa Abgüsse von Körperteilen. Die meisten dieser Zugänge waren Schenkungen, die beispielsweise der Kolonialismus-begeisterte Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach der Anatomischen Sammlung überließ. Andere, vor allem zoologische Präparate, wurden von Jenaer Anatomen auf Forschungsreisen selbst gesammelt und befinden sich heute im Phyletischen Museum.
Aktuell sind in der Anatomischen Sammlung noch Überreste von fast 40 Menschen vorhanden, die wahrscheinlich aus kolonialen Kontexten stammen. Sie sind von Präsentation, Lehre oder Forschung ausgenommen und wurden separat untergebracht. In der Anatomischen Sammlung wird zu ihrer Herkunft geforscht, um den zukünftigen Umgang oder eine mögliche Repatriierung angemessen gestalten zu können.
Im Jahr 2022 wurde ein erstes Forschungsprojekt zu human remains aus deutschen Kolonien in der Anatomischen Sammlung Jena abgeschlossen. Die finanzielle Förderung dafür kam vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste. Eine Zusammenfassung der Projektergebnisse im pdf-Format können Sie hier in deutscher und englischer Sprache herunterladen.
- Kurzbericht des Projekts
- Brief Report
- Kurze Erklärfilme des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste (DZK) zur Provenienzforschung