Die medizinische Versorgung älterer Menschen wird gerade in Thüringen immer wichtiger. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung steigt hier der Anteil der über 65-Jährigen bis zum Jahr 2040 auf ein Drittel der Bevölkerung an, das sind über 50.000 Menschen mehr als im Jahr 2020 – und dies bei einer insgesamt zurückgehenden Bevölkerungszahl. Besonders stark legt die Altersgruppe ab 80 Jahre zu; sie wird im Jahr 2040 rund 225.000 Menschen und damit zwölf Prozent der Bevölkerung des Freistaats umfassen.
Auf die Herausforderungen des demographischen Wandels geht jetzt auch der Krankenhausspiegel Thüringen in seiner neuen Rubrik „Altersheilkunde (Geriatrie)“ ein. Neun am Krankenhausspiegel teilnehmende Kliniken bieten umfangreiche altersmedizinische Leistungen: Helios Klinikum Erfurt, Kompetenzzentrum für Geriatrie St. Elisabeth in Lengenfeld unterm Stein, Fachklinik für Geriatrie Ronneburg, Thüringen-Kliniken „Georgius Agricola“ in Rudolstadt, Universitätsklinikum Jena, Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar, KMG Klinikum Sondershausen, Zentralklinik Bad Berka sowie SRH Zentralklinikum Suhl. Zu diesen Kliniken bietet der Krankenhausspiegel hilfreiche weiterführende Informationen sowie Schaubilder mit Zahlen und Daten, die über ihre Therapieerfolge informieren.
Die Geriatrie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer eigenständigen medizinischen Fachrichtung entwickelt. Sie hat das Ziel, nicht nur spezifische Erkrankungen im höheren Alter zu erkennen und zu behandeln, sondern auch die körperliche, geistige, seelische und soziale Situation der älteren Menschen mit einem ganzheitlichen Ansatz einzubeziehen. Hierzu arbeiten unterschiedliche Fachgebiete wie Innere Medizin, Orthopädie, Kardiologie, Neurologie, Psychiatrie, Psychologie, Physiotherapie und Sozialarbeit eng zusammen. Im Unterschied zur Behandlung jüngerer Menschen ist in der Geriatrie nicht immer die Heilung das oberste Ziel, aus diesem Grund weicht manchmal die Behandlung auch von den Leitlinien ab. Vielmehr geht es darum, körperliche und geistige Fähigkeiten mit dem Ziel wiederherzustellen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität älterer Menschen zu erhalten oder sogar zu verbessern sowie das Recht auf Selbstbestimmung zu wahren.
Mit zunehmendem Alter wird die Anfälligkeit für gesundheitliche Beeinträchtigungen größer, Krankheits- und Genesungsdauer sowie Komplikationen nehmen zu, Erkrankungen aus jüngeren Jahren verschlechtern sich. Viele ältere Menschen sind chronisch krank und haben mehrere Erkrankungen gleichzeitig, die sich gegenseitig beeinflussen, vor allem Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungsapparats. Herzschwäche, Verengung der Herzkranzgefäße und Schlaganfall sind die häufigsten Gründe für Krankenhausaufenthalte von Menschen über 65 Jahren. Viele leiden außerdem unter Osteoporose; ein nachlassender Gleichgewichtssinn, schwächeres Sehvermögen und unsicherer Gang führen vermehrt zu Stürzen mit Oberschenkelhals- und anderen Knochenbrüchen. Eine weitere Erkrankung des Alters ist Krebs: Von allen neuen Krebs-Diagnosen betreffen knapp zwei Drittel diese Altersgruppe; Darm- und Lungenkrebs sind besonders häufig. Rund ein Viertel der über 65-Jährigen leidet außerdem unter einer geistig-seelischen Störung. Vor allem demenzielle Erkrankungen und Depressionen können erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und auch auf die medizinische Behandlung älterer Menschen haben.
Je nach den individuellen Bedürfnissen geriatrischer Patientinnen oder Patienten stehen in Thüringen unterschiedliche medizinische Versorgungsformen zur Verfügung. Die altersmedizinische Behandlung erfolgt abgestuft von vollstationär in einer geriatrischen Akut- oder Reha-Klinik über teilstationär in einer Tagesklinik bis ambulant in einem Therapiezentrum oder beim Hausarzt. Häufig werden die Patienten zunächst in der entsprechenden Fachabteilung eines Akutkrankenhauses operiert bzw. behandelt, z.B. in der Unfallchirurgie, Chirurgie, Herzchirurgie oder Kardiologie, und anschließend in die akutgeriatrische Abteilung oder in eine akutgeriatrische Fachklinik verlegt. Dort findet die so genannte geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung statt, bei der zusätzlich zur medizinischen Weiterbehandlung auch Physio-, Ergo- und Psychotherapie sowie Logopädie zum Einsatz kommen. Komplikationen, die durch Unbeweglichkeit und langes Liegen entstehen können, werden so vermieden. Häufig wird die Therapie nach der Entlassung aus der Akutklinik in einer Tagesklinik fortgesetzt; manchmal kann so auch ein Klinikaufenthalt von vornherein vermieden oder zumindest verkürzt werden. Nach der akutgeriatrischen Behandlung bedürfen viele Patientinnen und Patienten noch einer Anschlussrehabilitation, um Selbstständigkeit, Alltagsfähigkeiten und Mobilität wiederherzustellen und zu verbessern. Dafür gibt es in Thüringen mehrere geriatrische Reha-Kliniken und Tageskliniken. Haus- und Fachärztinnen bzw. -ärzte können Patienten mit starken altersbedingten Defiziten auch direkt eine Rehabilitation ohne vorhergehende akutgeriatrische Behandlung verordnen.
Die Therapieerfolge der Thüringer geriatrischen Kliniken können sich sehen lassen: So werden zum Beispiel die Beweglichkeit und die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten in allen Kliniken deutlich verbessert. Darüber geben im aktuellen Thüringer Krankenhausspiegel zahlreiche Schaubilder in der Rubrik „Altersheilkunde (Geriatrie)“ Auskunft, in denen die Durchschnittsergebnisse von entsprechenden Tests leicht verständlich dargestellt werden. Diese Tests werden an allen zertifizierten Kliniken nach den gleichen wissenschaftlichen Kriterien bei der Aufnahme und bei der Entlassung von Patientinnen und Patienten durchgeführt. So lassen sich die Therapieerfolge sehr gut feststellen und vergleichen. Zusätzlich vermittelt der Krankenhausspiegel viele nützliche Basisinformationen über die Geriatrie.
Neben dem neuen Schwerpunktthema „Altersheilkunde (Geriatrie)“ präsentiert der Krankenhausspiegel Thüringen wieder aktualisierte medizinische Qualitätsergebnisse zu rund 20 wichtigen klinischen Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Gynäkologie, Hüft- und Kniegelenk-Ersatz oder Herzkatheter- und herzchirurgische Eingriffe. Hier zeigt sich, dass die Thüringer Krankenhäuser in vielen Bereichen eine überdurchschnittlich gute Behandlungsqualität aufweisen. Zusätzlich werden hilfreiche medizinische Informationen zu den dargestellten Behandlungsgebieten, ausführliche Krankenhausporträts mit allen wichtigen Angaben und Kontaktmöglichkeiten, psychiatrische Angebote, Palliativstationen und vieles mehr veröffentlicht. Der Krankenhausspiegel stellt eine umfassende Informationsquelle für Thüringerinnen und Thüringer über die Qualität und das Leistungsangebot ihrer Krankenhäuser dar. Bei der Suche nach dem passenden Krankenhaus und zur Vorbereitung eines Arztgesprächs kann er hilfreiche Unterstützung bieten.
Weitere Informationen: www.krankenhausspiegel-thueringen.de