Besonderheit: Keine Sternotomie bei Herzklappeneingriffen
(keine Durchtrennung des Brustbeins)
Herzklappeneingriffe werden traditionell über eine Sternotomie (Längsdurchtrennung des Brustbeins) durchgeführt. Für die Mitral- und Trikuspidalklappe konnte dann ein minimal invasives Verfahren über einen rechtzeitigen Zugang durch die Rippen entwickelt werden. Eingriffe an der Aortenklappe können über eine teilweise Brustbeineröffnung (partielle Sternotomie) oder über eine vordere Thorakotomie durchgeführt werden. Wir haben unseren minimal-invasiven Klappenschwerpunkt jetzt derart weiterentwickelt, dass wir alle Klappenoperationen (bis hin zum dreifach-Klappeneingriff) ohne Durchtrennung des Brustbeins also komplett ohne Sternotomie durchführen können. Es gibt nur wenige Kontraindikationen. Die beste operative Strategie wird mit den Patienten im Einzelgespräch festgelegt.
Die folgenden Eingriffe gehören zu unseren Routineverfahren, die wir durch einen ca. 5cm langen Schnitt im Bereich der rechten Brust durchführen:
Minimal-invasive Operationen | |
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Kombination der o.g. Therapien |
Anatomie:
Das Herz besteht aus zwei Vorhöfen und zwei Herzkammern. Das Blut fließt aus der unteren und oberen Hohlvene (V. cava inferior und superior) in den rechten Vorhof und von diesem in die rechte Herzkammer. Rechter Vorhof und Kammer werden getrennt durch die Trikuspidalklappe. Aus der rechten Herzkammer erfolgt der Blutstrom in die Lungenarterie (Pulmonalarterie) und von dort aus in die beiden Lungenflügel. Zwischen Pulmonalarterie und rechter Herzkammer befindet sich die Pulmonalklappe. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der Lunge tritt über Lungenvenen in den linken Vorhof ein. Der schematische Aufbau des linken Herzens entspricht dem des rechten. Zwischen linkem Vorhof und linker Kammer liegt die Mitralklappe. Nachdem das Blut diese passiert hat und sich in der linken Kammer befindet, wird es in die Aorta gepumpt, die durch die Aortenklappe von der linken Kammer getrennt ist.
Die beiden Vorhof-Kammer-Klappen (Atrioventrikularklappen kurz: AV-Klappen) bestehen wie der Name beinhaltet aus drei (Trikuspidalklappe) und zwei (Mitralklappe/Bikuspidalklappe - Mitra=Bischofsmütze mit zwei Schilden) Segeln. Diese Segel sind an Sehnenfäden befestigt, die an kleinen Muskeln im Herzen, den Papillarmuskeln, inserieren.
Aorten- und Pulmonalklappe bestehen aus sogenannten Taschenklappen mit je drei Taschen.
Jede Herzklappe durchläuft während eines menschlichen Lebens etwa 2,6 Billionen Öffnungs- und Verschlusszyklen.
Pathophysiologie allgemein:
Die AV-Klappen ermöglichen im Rahmen der Pumpfunktion des Herzens, dass das Blut aus der Kammer immer nur in eine Richtung, das heißt in Lungenarterie und Aorta und nicht zurück in den angrenzenden Vorhof fließt. Gleiche Aufgabe haben die Taschenklappen der Gefäße, nur dass so ein Rückstrom in die jeweiligen Herzkammern verhindert wird.
Aufgrund verschiedener Ursachen können sich die Öffnungen der Herzklappen verengen (Stenose) oder erweitern (Insuffizienz). Bei einer Verengung der Öffnungsfläche kann nicht mehr genügend Blut in den Körperkreislauf gelangen bzw. das Herz muss mehr Muskulatur aufbauen, um so mit mehr Kraft die Geschwindigkeit des Blutstromes durch die verengte Klappe zu erhöhen, sodass annähernd so viel Blut in die Aorta gepumpt wird wie ohne Verengung.
Bei einer Insuffizienz kann ein Rückstrom in die Herzkammer nicht mehr verhindert werden. In der Phase des Herzschlages, in der sich die Herzkammer normalerweise entspannt und die Taschenklappe die Aorta zum Herzen hin verschließt, strömt nun Blut zurück in die Kammer. Diese ist jetzt durch ein höheres Volumen belastet. Mit der Zeit weitet sich der Muskel durch den Druck des erhöhten Volumens.
Der Herzmuskel kann sowohl in verdicktem (verstärktem Muskelaufbau), als auch im ausgeweiteten Zustand weiterhin arbeiten, das heißt es kompensiert die strukturellen Veränderungen. Ab einer kritischen Größe schafft es das Herz nicht mehr, genügend Blut in den Körperkreislauf zu pumpen und somit alle Organe optimal mit Sauerstoff zu versorgen. Dies bezeichnet man als dekompensierte Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Die Organe signalisieren dem Herz-Kreislauf-System, dass nicht genügend Sauerstoff ankommt und sie damit unterversorgt sind. Die Reaktion auf diese Rückkopplung äußert sich beim Patienten in Luftnot und einer erhöhten Atemfrequenz.
Herzklappenfehler können nicht nur isoliert, sondern auch kombiniert als Stenose und Insuffizienz auftreten. Am Klappenansatz befinden sich hierbei häufig Verkalkungen, die ein vollständiges Öffnen der Herzklappe nicht mehr zulassen. Gleichzeitig kommt es aufgrund Verdickung und Schrumpfung des Klappengewebes infolge des Umbauprozesses zu einer Undichtigkeit während des Klappenschlusses.
Therapie (allgemein):
Am häufigsten sind die beiden Herzklappen des linken Herzens von Herzfehlern betroffen:
Die Aortenklappe und die Mitralklappe. Erkrankungen an der Pulmonalklappe sind sehr selten, Erkrankungen an der Trikuspidalklappe jedoch werden gelegentlich, meist im Rahmen von Operationen an anderen Herzklappen durchgeführt.
Prinzipiell unterscheidet man Klappenrekonstruktionen, wobei die körpereigene Klappe erhalten bleibt, vom Klappenersatz, wo die körpereigene Klappe entfernt und durch eine Prothese ersetzt wird. Im Bereich der Aortenklappe sind Rekonstruktionen leider nur selten möglich; wir bieten sowohl die Aortenklappenrekonstruktion nach David bei Aortenklappeninsuffizienz, als auch die Ross-Operation in Jena an und wenn immer es sinnvoll und möglich erscheint, wird die eigene Aortenklappe erhalten. Im Bereich der Mitralklappe sowie der Trikuspidalklappe in der Regel eine Klappenrekonstruktion möglich.
Unsere Erfolgsrate für eine geplante Rekonstruktion liegt bei 99 %.
Mit Ausnahme der Katheterklappen-implantationen bei Hochrisiko-Patienten, werden alle konventionellen Operationen an den Herzklappen in Allgemeinnarkose unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Die jeweils am besten geeignete Methode zur Behandlung einer Herzklappenerkrankung wird gemeinsam im Herzteam ermittelt und dem Patienten mitgeteilt.
Diese intraoperativen Strategien erklären wir unseren Patienten dann in einem persönlichen Gespräch und legen das endgültige Vorgehen fest.
Informationen zu allen in Jena angewandten Operationsstrategien finden Sie in den Kapiteln der einzelnen Herzklappenerkrankungen (Link in der Leiste unter dem jeweiligen Krankheitsbild).