Friendship, Empathic Stress and Helping - (FrESH)
Projektträger: Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF im Rahmen des Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), Standort Halle Jena Magdeburg - Center for Intervention and Research on adaptive and maladaptive brain Circuits underlying mental health (CIRC) (FKZ: ...)
Projektlaufzeit: ab 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Veronika Engert
Assoziierte Mitarbeiter: Magdalena Degering, Psychologin (M.Sc.)
Hintergrund:
In der heutigen, von Stress und Schnelllebigkeit geprägten Welt kann Empathie die zwischenmenschliche Hilfsbereitschaft steigern, jedoch auch die Gefahr von empathischem Stress mit sich bringen. Dieser äußert sich in physiologischen Reaktionen, die denen von selbst erlebtem Stress stark ähneln. Beide Prozesse aktivieren die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA) sowie das autonome Nervensystem (ANS). Bereits die bloße Beobachtung einer gestressten Person kann ausreichen, um das körpereigene Stresssystem in Gang zu setzen.
Besonders anfällig für die Übertragung psychosozialen Stresses sind Menschen in engen sozialen Beziehungen, wie Partnerschaften oder Freundschaften. Zwar wurden bereits verschiedene Einflussfaktoren auf empathischen Stress erforscht, doch die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch immer nicht vollständig entschlüsselt. Ein diskutierter Ansatz ist die emotionale Ansteckung, bei der unbewusste Nachahmungen emotionaler Ausdrücke – wie Mimik oder Gestik – eine zentrale Rolle spielen.
Bisherige Studien zum empathischen Stress fanden oft in kontrollierten Laborsettings statt, die wenig Spielraum für Interaktionen boten. In der Realität jedoch sind Situationen, die empathischen Stress auslösen, häufig mit der Möglichkeit verbunden, Hilfe zu leisten oder soziale Unterstützung anzubieten. Solche Szenarien stellen besondere Anforderungen an die Empathiefähigkeit der Beobachtenden, da sie nicht nur miterleben, sondern auch aktiv handeln und Entscheidungen treffen müssen.
Forschungsziel:
Die FrESH-Studie widmet sich der Erforschung von empathischem Stress und seinen zugrunde liegenden Mechanismen in Freund*innen-Dyaden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem offenen (emotionalen) Verhalten der gestressten Person – wie Gesichtsausdrücken, Körperhaltung oder Stimmlage – sowie dessen unbewusster Nachahmung durch die beobachtende Person als potentieller Mechanismus, der empathischen Stress überhaupt erst ermöglicht. Darüber hinaus soll untersucht werden, inwiefern Hilfeverhalten in stressbeladenen Situationen die Stressreaktion der Beobachtenden beeinflusst. Konkret möchten wir herausfinden, wie sich die Möglichkeit, der gestressten Person zu helfen, auf das offene Verhalten sowie auf die antizipative Stressantwort der beobachtenden Person auswirkt. Naheliegend ist auch die Annahme, dass sich gestresste Personen, die Unterstützung erfahren, leichter von ihrem Stress erholen als gestresste Personen, die auf sich allein gestellt sind. In diesem Sinne ist ein weiteres Forschungsziel die Untersuchung der Stresserholung in Abhängigkeit vom Hilfeverhalten.
Das Projekt:
Im Rahmen der FrESH-Studie werden gleichgeschlechtliche Freund*innenpaare in unsere Labore eingeladen. Während eine Person einen psychosozialen Stresstest durchläuft, wird sie von ihrer Freundin oder ihrem Freund beobachtet. Ein Teil der Beobachtenden erhält während des Tests die Möglichkeit, der gestressten Person aktiv zu helfen. Während der gesamten Testphase werden Speichelproben entnommen, ein kontinuierliches EKG aufgezeichnet und Fragebögen zum aktuellen Stressempfinden ausgefüllt. Das offene (emotionale) Verhalten der Teilnehmenden wird videobasiert erfasst und automatisiert ausgewertet, um detaillierte Einblicke in die Dynamik (empathischer) Stressreaktionen zu gewinnen.
Durch diesen ganzheitlichen Ansatz soll die FrESH-Studie nicht nur das Verständnis für empathischen Stress vertiefen, sondern auch neue Erkenntnisse darüber liefern, wie soziale Unterstützung in stressreichen Situationen wirkt und wie sie gezielt gefördert werden kann.
Kontakt: Magdalena Degering