The Influence of Sex- and Stress Hormones on Empathic Processing (SSHE)
Projektträger: Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG (FKZ: GZEN859/8-1)
Projektlaufzeit: 2024 - 2027
Projektleitung: Prof. Dr. Veronika Engert, Prof. Dr. Julia Sacher
Assoziierte Mitarbeiter: Magdalena Degering, Psychologin (M.Sc.)
Hintergrund:
Soziale Fähigkeiten wie Empathie, Mitgefühl und die Fähigkeit zur Perspektivübernahme sind die Grundlage erfolgreicher sozialer Interaktion und Kooperation. Sie spielen nicht nur im privaten und beruflichen Umfeld eine zentrale Rolle, sondern sind auch entscheidend für den Umgang mit globalen Herausforderungen. Doch trotz ihrer unbestrittenen Bedeutung wird seit Langem diskutiert, ob soziale Fähigkeiten, insbesondere Empathie, neben ihren adaptiven Eigenschaften auch eine „dunkle Seite“ haben können und auf lange Sicht zu Erschöpfung, Burnout und Depressionen führen können.
Interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Schwankungen in der Ausprägung und Vulnerabilität gegenüber diesen negativen Folgen sind dabei von besonderem Interesse. Eine Schlüsselrolle spielen hier Sexual- und Stresshormone, die sowohl einzeln als auch in ihrem Zusammenspiel zu Variationen in der Empathiefähigkeit beitragen können. Solche Schwankungen mögen durchaus adaptiv sein, solange sie im Einklang mit den situativen Anforderungen stehen. Ein zu starker hormoneller Einfluss könnte jedoch mit flexiblen, selbstbestimmten empathischen Tendenzen in Konflikt geraten.
Vergangenen Studien gelang es bisher nicht, diese hormonellen Einflüsse zu systematisieren, was auf eine mangelnde Differenzierung zwischen biologischen und sozial gelernten Geschlechtsunterschieden zurückzuführen sein könnte. Und obwohl biologische und soziale Geschlechts-Aspekte nicht völlig getrennt voneinander betrachtet werden können, ist es doch möglich, „best practice“ Leitfäden bezüglich deren Spezifizierung auf die aktuelle Empathie-Forschung anzuwenden.
Forschungsziel:
Im SSHE-Projekt werden wir daher untersuchen, wie Sexualhormone, insbesondere Schwankungen von Ovarialhormonen (Estradiol, Progesteron) über den Menstruationszyklus hinweg, sowie das Stresshormon Cortisol und die Interaktion von beiden Hormonsystemen (mal-)adaptive empathische Prozesse prägen. Hierbei verfolgen wir drei größere Forschungsziele: (1) Systematisierung der hormonellen Stressreaktivität im Verlaufe des Menstruationszyklus, (2) Systematisierung der Variation empathischer Prozesse im Verlauf des Mestruationszyklus und (3) das Zusammenwirken hormoneller Stressreaktivität und hormoneller Schwankungen im Verlauf des Mestruationszyklus für die Variation empathischer Prozesse. In einem weiteren Teil des Projekts wird untersucht, (4) inwieweit spezifische Zyklusphasen mit einer allgemeinen Vulnerabilität für Depressionen und entsprechender subklinischer Symptome assoziiert sind.
Das Projekt:
Im Rahmen des Projekts laden wir Frauen mit natürlichem Menstruationszyklus, Frauen, die orale Kontrazeptiva (Pille) verwenden, und Männer in unsere Labore ein. Frauen mit natürlichem Zyklus durchlaufen ein mehrwöchiges, akribisches Tracking ihres Menstruationszyklus. Die Genauigkeit dieses Trackings wird nicht nur durch Selbstauskünfte, sondern auch durch regelmäßige Temperaturmessungen, Speichelproben und Ovulationstests sichergestellt. Alle weiteren Untersuchungen finden im Rahmen von Laboruntersuchungen und App-basierten Alltagserhebungen statt.
Die gewonnenen Erkenntnisse können nicht nur dazu beitragen, individuelle Vulnerabilitäten zu identifizieren, sondern auch zyklusbasierte Ansätze für eine gezielte Förderung von emotionaler Resilienz liefern.
Kontakt: Magdalena Degering