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Klinik für Nuklearmedizin / Informationen für Ärzte / Leistungsspektrum / Therapie / Selektive Interne Radiotherapie (SIRT)
  • Was ist die SIRT?
  • Wie funktioniert das Prinzip der SIRT?
  • Für welche Tumorarten eignet sich die SIRT?
  • Wieso ist die Behandlung mit Thera-Spheres® einer normalen Strahlentherapie überlegen?
  • Welche Vorraussetzungen für die Therapie mittels SIRT müssen erfüllt sein?
  • Welche Voruntersuchungen sind nötig?
  • Sind weitere Voruntersuchungen notwendig?
  • Wie erfolgt die eigentliche Therapie?
  • Welche Nebenwirkungen sind möglich?
  • Welche Erfolge sind zu erwarten?
  • Wie geht es nach der Therapie weiter?
  • Wer übernimmt die Kosten für die Behandlung?

 

Was ist die SIRT?

SIRT ist die Abkürzung für "Selektive Interne Radio-Therapie" und ist eine vergleichsweise neue, innovative, nuklearmedizinische Behandlungsform bösartiger Lebertumoren. Die Behandlung stellt eine viel versprechende Option für Patienten dar, deren Lebertumoren nicht mit üblichen Verfahren (wie z.B. einer Operation, einer Verkochung durch Radiofrequenzablation oder einer Laser-Therapie) behandelbar sind und nicht mehr ausreichend auf eine Chemotherapie ansprechen.

Wie funktioniert das Prinzip der SIRT?

Die SIRT beruht auf dem Einbringen radioaktiver Kügelchen (sog. "Glasmikrosphären", Produktname: TheraSpheres®) in das Tumorgewebe der Leber. Über einen kleinen Katheter, der nahezu schmerzfrei von der Leiste aus in die Leberarterie eingebracht wird, werden mehrere Millionen dieser Mikrosphären verabreicht.

Der Durchmesser der einzelnen Mikrosphären beträgt 20-30µm. Diese sind damit deutlich dünner als beispielsweise ein menschliches Haar und verteilen sich mit dem Blut insbesondere in den Gefäßen, welche den Tumor versorgen. Von dort aus sendet das Glaskügelchen über mehrere Tage Strahlung aus (Betastrahlung; Element: 90Yttrium, Halbwertszeit: ca. 64h, maximale Reichweite: 11mm) die eine hohe lokal beschränkte Energie an den Tumor abgibt und das umliegende Gewebe aufgrund der physikalischen Strahlungseigenschaften schont. Radioaktiv markierte Mikrosphären wurden bereits im Jahr 1987 in Australien entwickelt. Seit diesem Zeitpunkt hat sich die Therapieform stetig weiterverbreitet und ist in Europa als Medizinprodukt mit CE-Zertifizierung zum Gebrauch zugelassen. Weit über tausend Patienten wurden weltweit bereits mit diesem Verfahren behandelt.

Für welche Tumorarten eignet sich die SIRT?

Grundsätzlich ist die SIRT umso erfolgversprechender je stärker der Lebertumor mit Blut versorgt ist ("Hypervaskularisierung"). Die umfangreichsten Erfahrungen liegen beim HCC (Hepatozelluläres Carcinom, ein bösartiger Tumor, der von den Leberzellen selbst ausgeht) und bei Leber-Metastasen (Absiedlungen) einiger bösartiger Tumoren wie Brustkrebs (Mammakarzinom) und Dickdarmkrebs (Colonkarzinom) oder Neuroendokrinen Tumoren (NETs) vor.

Darüber hinaus liegen Daten vor, die auf eine Wirksamkeit bei anderen Tumoren wie z.B. Metastasen bei Gallengangskarzinomen, Pankreaskarzinomen oder Aderhautmelanomen hinweisen.

 

Wieso ist die Behandlung mit Thera-Spheres® einer normalen Strahlentherapie überlegen?

Mit Strahlung können Tumorzellen effektiv zerstört werden. Eine Strahlentherapie ist deshalb ein anerkanntes Verfahren zur Krebsbehandlung. Leider ist aber auch normales menschliches Gewebe strahlenempfindlich. Eine Strahlentherapie mit hohen Strahlendosen kann auf viele Organe schädlich wirken und eventuell sogar einen Funktionsverlust bewirken. Lebergewebe ist besonders strahlensensibel, deshalb sind die Möglichkeiten der klassischen Strahlentherapie bei der Behandlung von Lebermetastasen oder Leberkrebs deutlich eingeschränkt.
Die SIRT erlaubt demgegenüber eine gezielte Tumorbehandlung. Da das normale Lebergewebe sein nährstoffreiches Blut ganz überwiegend aus der Pfortader (Lebervene) bezieht, und umgekehrt das gefäßreiche Tumorgewebe in der Leber stark mit arteriellem (sauerstoffreichen) Blut versorgt wird, führt die Gabe von Thera-Spheres® in die Leberarterien zu einer bevorzugten Anreicherung im bösartigen Gewebe. Die Strahlung, die von den Mikrosphären ausgeht, schädigt und zerstört damit in erster Linie das umgebende Tumorgewebe und belastet das normale Lebergewebe dabei nur relativ wenig.

 

Welche Vorraussetzungen für die Therapie mittels SIRT müssen erfüllt sein?

  • andere Therapieverfahren (Operation, Radiofrequenzablation, Chemotherapie) sind ausgeschöpft und darunter ist ein Fortschreiten des Leberbefalls aufgetreten
  • die Einschlusskriterien der SIRT müssen erfüllt sein (Leberfunktion, Blutgerinnung, technische Durchführbarkeit), die Leberfunktion muß gewissen Mindestanforderungen genügen (Laborparameter: Bilirubin, Albumin, Transaminasen etc.)
  • Beschränkung des Tumorbefalles auf die Leber, da die SIRT nur hier wirkt, im Ausnahmefall kann davon abgewichen werden, wenn die Leber klar das prognosebestimmende Organ ist
  • keine Leberschädigung durch stattgehabte Strahlentherapie
  • laufende Chemotherapien sollten 14 Tage vor und nach SIRT unterbrochen werden

 

Welche Voruntersuchungen sind nötig?

Zur Prüfung der grundsätzlichen Durchführbarkeit bitten wir um Zusendung folgender Unterlagen:

  • Tumorart (Pathologiebericht, Arztbriefe etc.)
  • bisherige Behandlungen (Arztbriefe mit Art, Zeitraum und Erfolg der Behandlung)
  • aktuelle umfassende Schnittbildgebung (CT und/ oder MRT) von Brust- und Bauchraum (Bilddaten auf CD/DVD und schriftliche Befundkopie)
  • aktuelle Laborwerte (Tumormarker, Leberwerte, Bilirubin, Gerinnung)
  • wenn möglich, bitte Begründung des betreuenden onkologischen Kollegen warum eine SIRT befürwortet wird

Bei der Beschaffung der Unterlagen ist in der Regel der Hausarzt oder der behandelnde Onkologe behilflich

Sind weitere Voruntersuchungen notwendig?

Sollte nach Sichtung der Unterlagen eine SIRT eine vielversprechende Therapieoption darstellen, sind weitere Untersuchungen im Vorfeld nötig, um die Durchführbarkeit zu überprüfen. Dafür werden Sie für 1-2 Tage auf unsere nuklearmedizinische Therapiestation einbestellt. Während dieser Zeit werden ggf. ergänzende bildgebende Verfahren wie CT, PET/CT oder MRT und evt. Laboruntersuchungen durchgeführt. Darüber hinaus erfolgt eine Darstellung der Gefäßversorgung der Leber mittels Angiographie und die Simulation der Verteilung der SIRT-Sphären mittels eines therapeutisch nicht wirksamen, schwach radioaktiven Präparates. Gefäße die von der Leber weg zu anderen Organen führen und unter der Therapie zu Problemen führen, sind so zu erkennen und können gegebenenfalls sofort verschlossen werden.

Wie erfolgt die eigentliche Therapie?

Wenn sich nach den Voruntersuchungen keine Kontraindikationen ergeben haben, werden Sie ca. 5-10 Tage später wiederum auf die nuklearmedizinische Therapiestation aufgenommen. Die Kollegen aus der Interventionellen Radiologie führen dann am Therapietag eine erneute Angiographie durch, überprüfen die korrekte und unveränderte Gefäßsituation, um ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten. Dann verabreicht der Nuklearmediziner innerhalb von 1-2min die SIRT-Partikel (TheraSperes®)).

Nach Entfernung des Katheters wird wenn möglich ein Verschlusssystem in die Leistenarterie eingebracht und ein Druckverband angelegt. Anschließend müssen Sie 6h Bettruhe einhalten. In unserer Klinik wird die Verteilung der TheraSperes® durch eine Szinitigraphie dokumentiert. Im Anschluss werden je nach Bedarf begleitende Medikamente verabreicht, um eventuelle Nebenwirkungen zu vermeiden. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen ist in Deutschland ein mindestens 2-tägiger Aufenthalt auf einer nuklearmedizinischen Therapiestation vorgeschrieben. Eine Entlassung erfolgt in der Regel 3-4 Tage nach Therapie in Abhängigkeit vom klinischen Zustand.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Im Allgemeinen wird die SIRT sehr gut vertragen. Nebenwirkungen sind selten und beschränken sich meist auf ein gewisses Druckgefühl im Oberbauch, gelegentlich eine geringe Temperaturerhöhung und geringe Übelkeit für kurze Zeit. Diese lassen sich sehr gut mit Standardmedikamenten behandeln und sind nach 1-2 Tagen wieder abgeklungen. Oft wird in den Tagen nach Therapie über Müdigkeit und Appetitlosigkeit geklagt.

Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. So können trotz aller Vorsicht Mikrosphären in andere Organe abfliessen und dort zu Gewebsschäden führen (z.B. Gallenblase, Magen, Darm). Weiterhin kann aufgrund der Strahlenexposition eine zeitweise oder bleibende Leberfunktionsverschlechterung ausgelöst werden. Diese Effekte sind meist erst ca. 8 Wochen nach Therapie zu beobachten.

 

Welche Erfolge sind zu erwarten?

Die SIRT ist kein kuratives Verfahren, kann also den Lebertumor nicht heilen, sondern ein palliatives Verfahren, welches zu einer verbesserten Lebensqualität und einer längeren Überlebenszeit führen kann. So kann (möglicherweise) durch eine Tumorverkleinerung eine operative Behandlung oder eine Transplantation erst möglich gemacht werden. Als Erfolgsparameter werden neben der Verkleinerung und der Stoffwechselabnahme v.a. die Abnahme der Tumormarker beobachtet.

 

Wie geht es nach der Therapie weiter?

Die regelmäßige Nachsorge sollte durch den betreuenden Onkologen erfolgen. Dieser ist der primäre Ansprechpartner für Fragen zum weiteren Vorgehen. Die Nachsorge sollte durch regelmäßige Untersuchungen mit PET/CT, MRT und Laborkontrollen (i.d.R. alle 3 Monate) unterstützt werden.

 

Wer übernimmt die Kosten für die Behandlung?

Die SIRT ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen und stellt eine kostenintensive Behandlungsmaßnahme dar, für die an einzelnen, spezialisierten Zentren wie dem Universitätsklinikum Jena die Kosten im Rahmen spezieller Verträge von den Krankenkassen übernommen werden.

Sollten Patienten nicht in Deutschland krankenversichert sein, bitten wir um rechtzeitige Kontaktaufnahme, um die Kostenübernahme durch ggf. ausländische Krankenkassen im Vorfeld rechtzeitig zu klären.

An der Klinik für Nuklearmedizin des Uniklinikums Jena wird diese Therapieform in Zusammenarbeit mit den Kollegen des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie durchgeführt.

 

Wie erfolgt die Anmeldung zur SIRT?

Zur Anmeldung oder zur Klärung evt. Fragen wenden Sie sich bitte an das Sekretariat:

Chefsekretariat
Klinik für Nuklearmedizin

Telefon: +49 3641 9-329801
Fax: +49 3641 9-329802
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