Herausforderung Sepsis
Was ist Sepsis?
Weltweit erkranken jährlich geschätzt rund 50 Millionen Patient:innen an einer Sepsis; 11 Millionen versterben. Dies entspricht rund 20% aller weltweiten Todesfälle. Sepsis ist eine außer Kontrolle geratene Antwort des Körpers auf eine Infektion, die nicht nur die Erreger bekämpft, sondern auch die eigenen Organe schädigt. Hierdurch kann es zum Versagen lebenswichtiger Organsysteme kommen – eine intensivmedizinische Versorgung ist dann häufig nötig. Die schwerste Verlaufsform der Sepsis ist der septische Schock, bei dem der Blutdruck extrem abfällt, wodurch lebenswichtige Organe und das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. In entwickelten Ländern, wie Deutschland, verstirbt rund ein Drittel der Patient:innen mit Sepsis im Krankenhaus. Ein weiteres Drittel verstirbt im ersten Jahr nach der Erkrankung und ein Sechstel der überlebenden Patient:innen kämpft danach dauerhaft mit schwersten Folgeerkrankungen – wie Einschränkungen des Denkvermögens, psychischen Erkrankungen, und Einschränkungen bei der Verrichtung alltäglicher Aktivitäten.
Warum ist die Sepsis eine immense Herausforderung für das Gesundheitssystem?
Sepsis ist ein medizinischer Notfall und muss – wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt – umgehend adäquat versorgt werden. Zur Therapie gehören die Behebung der Infektionsursache (Fokussanierung), die Behandlung mit Antibiotika zur Bekämpfung der Erreger, die Kreislaufunterstützung, und bei schweren Verläufen die intensivmedizinische Organersatztherapie (z. B. Beatmung oder Dialyse). Häufig werden die unspezifischen Symptome einer Sepsis durch Patient:innen, Pflegekräfte und Ärzt:innen jedoch zu spät oder gar nicht korrekt erkannt. Hierdurch werden Patient:innen nicht rechtzeitig behandelt und es kommt zu vermeidbaren schweren Verläufen, Todesfällen und schweren Langzeitfolgen.
Was sind die aktuellen Rahmenbedingungen in Deutschland?
Zahlreiche Qualitätsinitiativen konnten zeigen, dass durch Messung und Report der Versorgungsqualität, Schulungsmaßnahmen und Änderung klinischer Abläufe, die Versorgung verbessert und die Sterblichkeit in Krankenhäuser deutlich gesenkt werden konnten.
Vor diesem Hintergrund hat die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2017 in einer Resolution gefordert, in allen Mitgliedsstaaten nationale Maßnahmen zu initiieren, die zur Vermeidung von Sepsis, zur Verbesserung ihrer Früherkennung und Diagnose und zur besseren Behandlung von Sepsispatient:innen führen können. Auch der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Herausforderung anerkannt und im Dezember 2024 beschlossen, das Verfahren „Diagnostik und Therapie der Sepsis“ der "Richtlinie zur datengestützte einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung" (DeQS-RL) anzufügen. Dieses Qualitätssicherungsverfahren wird ab dem Jahr 2026 für nahezu alle deutschen Akutrankenhäuser verpflichtend werden.