Jena (UKJ/kbo). Es ist nur eine winzige Veränderung in unserem genetischen Bauplan, doch die hat eine große Wirkung: Ist ein bestimmtes Gen mutiert, steigt die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Krebs, und das meist deutlich. Krebsprädisposition nennt sich diese Tumorveranlagung. Schätzungsweise zehn Prozent der Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind auf eine solche Krebsprädisposition zurückzuführen. Für Betroffene bietet die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ) in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Humangenetik eine spezielle Sprechstunde. „Wir wollen mit unserer Krebsprädispositionssprechstunde Betroffenen Klarheit verschaffen, sie und ihre Familien beraten und ihnen einen Fahrplan mitgeben für die Vor- und Nachsorge sowie Behandlung, wenn eine Krebserkrankung auftreten sollte“, beschreibt es Dr. Karim Kentouche, Kinderonkologe in der Kinderklinik des UKJ.
Mittlerweile sind eine ganze Reihe an Genen identifiziert, die das Risiko für Krebs erhöhen, ein sogenanntes Krebsprädispositionssyndrom auslösen. Das erste bekannte „Krebsgen“ ist das Gen TP53. Die Mutation verursacht das Li-Fraumeni-Syndrom, benannt nach seinen Entdeckern. Die Chance, im Laufe des Lebens an Krebsformen wie Hirntumoren, Leukämie oder Brustkrebs zu erkranken, ist hier mit 80 Prozent außerordentlich hoch. „Nicht alle Krebsprädispositionssyndrome sind derart aggressiv. Aber bei allen besteht das Risiko, im Laufe des Lebens eine oder mehrere, bestimmte Krebserkrankungen zu entwickeln. Je nachdem, welches Krebsprädispositionssyndrom vorliegt, können wir entsprechende Maßnahmen ableiten, welche Früherkennungsprogramme sinnvoll sind“, erklärt der Kinderonkologe. „Das geht auf Wunsch für Kinder auch bei uns in der Kinderklinik.“