Qualitätssicherung
Im Hinblick auf die Qualitätsanforderungen für ein Traumazentrum mit Subspezialisierungen sind nach dem GBA-Beschluss bestimmte Kriterien zu erfüllen. Dies betrifft sowohl strukturelle Voraussetzungen als auch Mindestmengen, formale Kriterien und Zertifikate. Im Speziellen betreffen diese Kriterien folgende Punkte:
Erfüllung der Vorhaltung der strukturellen, personellen und fachlichen Anforderungen an ein überregionales Traumazentrum gemäß dem Weißbuch Schwerverletztenversorgung.
Das Traumanetzwerk Thüringen wurde unter der Federführung des UKJ nach einer mehrjährigen Vorbereitungsphase 2011 ins Leben gerufen und im Jahr 2012 entsprechend den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert. Es setzt sich aus 23 Krankenhäusern mit Traumazentren unterschiedlicher Versor-gungsstufen zusammen. 9 lokale, 12 regionale und 3 überregionale Traumazentren (Jena, Erfurt und Nordhausen) sowie 6 weitere assoziierte Kliniken. Das UKJ koordi-niert schwerpunktmäßig die Versorgungsstruktur in Thüringen federführend durch das zertifizierte TraumaNetzwerk Thüringen, betreibt ein zertifiziertes überregionales Traumazentrum nach DGU und erfüllt alle verbundenen Aufgaben und Funktionen in diesem Kontext. Die letzte routinemäßige Zertifizierung wurde am 15.05.2018 ausgestellt. Die Gültigkeit des Zertifikates läuft bis 19.07.2024.
Darüber hinaus sind die Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie sowie die Klinik für Kinderchirurgie des UKJ zum Schwerstverletzungsverfahren der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zugelassen.
Zentrale Position bei der Patientenführung und den sonstigen Aufgaben in diesem Konzept übernehmen hierbei die Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie sowie die Klinik für Kinderchirurgie des UKJ. Diese Kliniken versorgen als lokaler Integrator im Zusammenspiel mit anderen Fachabteilungen des UKJ die eingelieferten Schwerstverletzten interdisziplinär fachgerecht und koordinieren gleichzeitig die Patientenversorgung wohnortnah entsprechend der Schwere und Art der Traumaverletzung an anderen Klinikstandorten innerhalb des Traumanetzwerkes. Die lokale Funktion als Integrator erfüllt das UKJ mit 24-stündiger Verfügbarkeit inklusive der Besetzung der Notaufnahme, Notfalloperationskapazität, Intensivkapazität und präklinischer Notfallrettung in Zusammenarbeit mit folgenden Abteilungen.
Die beteiligten Komponenten des Versorgungskonzeptes des überregionalen Trauma-zentrums am UKJ sind mit dem Bescheid über die Vollstationären Betten und Teilstationären Plätze ab dem 01.01.2019 (Bescheid vom 28.06.2018) mit folgender Bettenstruktur hinterlegt:
- Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie: 66 Betten
- Allgemeine, Viszeral- und Gefäßchirurgie: 96 Betten
- Anästhesiologie und Intensivmedizin: 50 Betten
- Neurochirurgie: 56 Betten
- Herz- und Thoraxchirurgie: 63 Betten
- Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie: 40 Betten
- Hals- Nasen- Ohrenheilkunde: 43 Betten
- Augenheilkunde: 38 Betten
- Urologie: 44 Betten
- Frauenheilkunde: 67 Betten
- Kinderchirurgie: 12 Betten
- Allgemeine Pädiatrie: 35 Betten
- Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin: 30 Betten (davon 10 Betten für pädiatrische Intensivmedizin)
Neben den bettenführenden Abteilungen betreibt das UKJ noch 21 theoretische Institute für die Diagnostik und Forschungsaufgaben. Im zentralen Zusammenhang mit dem Traumazentrum zu erwähnen sind das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, das Institut für Transfusionsmedizin sowie das Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik.
Detailierte Charakterisierungen der einzelnen Fachabteilungen mit direktem Kontext zum Traumazentrum nach GBA-Vorgaben sind auf den entsprechenden Webpräsenzen zu finden:
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / Plastische Chirurgie
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Allgemeine Pädiatrie)
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie (IDIR)
Besondere Maßnahmen des Qualitätsmanagements mit regelmäßiger Umsetzung von qualitätsverbessernden Maßnahmen anhand eines PDCA-Zyklus sowie Abfassung eines jährlichen und öffentlich zugänglichen Berichtes, der die Ergebnisse des Traumazentrums und seines Netzwerkes darstellt.
Das Universitätsklinikum Jena verfügt über ein Qualitätsmanagementsystem, das seit 2013 nach DIN EN ISO 9001 gesamtzertifiziert ist (Zertifikat). Der Geltungsbereich erstreckt sich in hervorzuhebender Weise auf alle Struk-tureinheiten der Krankenversorgung und darüber hinaus auch auf begleitende Forschungseinheiten (Anlage zum Zertifikat). Die über die Anforderungen dieses Qualitätsmanagement-Siegels hinausgehenden Anforderungen der Qualitätsmanage-ment-RL werden ebenfalls vollumfänglich erfüllt. Diese benannten Qualitätsbemühungen werden durch etablierte Fachzertifikate und die Teilnahme an spezifischen Qualitätssicherungsmaßnahmen - über die gesetzlich geforderten hinaus ergänzt (Link).
Für die traumatisierten Patienten ist besonders die Anerkennung des Klinikums als überregionales Traumazentrum nach den Anforderungen der DGU hervorzuheben. Das durch die AUC GmbH i.A. der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) sowie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) als fachauditiertes überregionales Traumazentrum wichtig. In diesem Zentrum arbeiten die Kliniken
für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie,
für Kinderchirurgie,
für Anästhesiologie und Intensivtherapie,
für Kinder- und Jugendmedizin und,
die Zentrale Notaufnahme des Universitätsklinikums Jena
sowie die Mitarbeiter der Radiologie und aller zu beteiligenden Konsiliarärzte interdisziplinär zusammen.
Auf dieser Basis werden kontinuierlich Anpassungen an aktuelle Struktur-, Prozess- und Ergebnisanforderungen (Erhebungs- und Kennzahlenbögen) vorgenommen, wobei vor allem eine enge Verbindung zwischen Patientenorientierung und Forschung gelebt wird.
Das Zentrum nimmt am TraumaRegister DGU® und zusätztlich am Beckenmodul TraumaRegister DGU teil. Darüber hinaus verfügt die Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie über eine Zertifizierung als Endoprothetikzentrum und beteiligt sich am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) und Handtraumaregister der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (HTR).
Über die Zertifizierung des gesamten Klinikums nach DIN EN ISO 9001 sind fachspezifische und in hohem Maße auch interdisziplinäre Behandlungspfade untersetzt durch zahlreiche Verfahrensanweisungen und begleitende Formulare in den behandlungsführenden und -begleitenden Kliniken und Instituten untersetzt.
Beispiele sind unter dem folgenden Link einzusehen.
Mit der Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 wird über das jährliche Managementreview bei allen benannten Partnern des Traumazentrums die Umsetzung von qualitätsverbessernden Maßnahmen gefördert.
Die Ergebnisse des Traumazentrums und seines Netzwerkes werden insbesondere im sehr sorgfältig und umfangreich ausgeführten Managementreview der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie dargestellt und bewertet, geeignete Verbesserungsmaßnahmen identifiziert und diese umgesetzt.
Nachweis von Forschungstätigkeit durch Mitarbeit an Leitlinien, wissenschaftliche Publikationen im Bereich der Traumatologie, sowie Teilnahme am Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.
Die Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie ist neben zahlreichen (klinischen) Studien in der unfallchirurgisch-experimentellen Grundlagenforschung aktiv und ist permanent mit an der Entwicklung/Überarbeitung von Leitlinien beteiligt.
Teilnahme an der Erarbeitung/Weiterentwicklung von Leitlinien:
- Dipl.- Med. Ivan Marintschev (Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie):
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- AWMF-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenbehandlung
- S2k-Leitlinie Beckenverletzungen
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- Prof. Dr. med. Hans-Joachim Mentzel (Kinderradiologie):
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- Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter
- Rechtfertigende Indikation bei zweidimensionalen Röntgenaufnahmen in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde
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- Dr. med. Wolke (Klinik für Kinderchirurgie)
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- Intraartikuläre Fraktur des distalen Humerus im Kinderalter
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Publikationen aus der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie: Link
Weitere Subspezialisierung des Traumazentrums auf mindestens ein besonderes Teilgebiet folgender Entitäten (Verbrennungsschwerpunkt, Handchirurgie und Replantationen, regelhafte umfassende Behandlung von Querschnittverletzungen oder Vorhaltung einer kindertraumatologischen Notfallversorgung).
Subspezialisierung Hand- und Retransplantationschirurgie:
Die Klinik für Unfall-, Hand und Wiederherstellungschirurgie am UKJ hält eine Subspezifikation im Bereich der Hand- und Retransplantationschirurgie vor. In diesem Bereich sind drei Unfallchirurgen mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie angestellt:
- PD. Dr. Mark Lenz
- Dr.med. Claudia Schmidt
- Dr. med. Monique Kribus
Drei weitere Unfallchirurgen stehen kurz vor der Zulassung zur Prüfung der Zusatzbezeichnung:
- Marco Dutschke
- Dr. med. Jakob Hallbauer
- Dr. med. Christian Spiegel
Das Behandlungsspektrum umfasst die gesamte Handchirurgie einschließlich der Mikrochirurgie der Gefäße, Nerven und Sehnen und der plastischen Deckung von Weichteildefekten. Es werden Verletzungen aller Schweregrade primär und sekundär versorgt. Als Replantationszentrum wird eine überregionale Versorgung gewährleistet. Hierfür besteht ein 24h-Replantationsdienst. Durch die handchirurgisch spezialisierte Ergotherapie ist eine allumfassende und lückenlose Nachbehandlung gewährleistet.
Das operative Spektrum umfasst:
- Amputationsverletzungen
- Knochenbrüche und Luxationen der Hand und des Handgelenkes aller Schwierigkeitsgrade
- Gefäß-, Nerven- und Sehnenverletzungen
- Infektionen der Hand (Weichteil- und Knocheninfektion)
- Sekundär rekonstruktive Eingriffe nach Fingeramputation (Daumenstumpfverlänge-rung, Kallusdistraktion, Fingertransposition, freier Zehentransfer, Handverschmäle-rung)
- Handchirurgie bei Kindern einschließlich schwerer Handverletzungen und Handfehl-bildungen
- Plastische Deckung von Weichteildefekten (freie, gestielte Lappen)
- Bandplastiken
- Arthrolysen, Tenolysen, Sehnenplastiken
- Korrekturosteotomien an Hand und Unterarm
- Therapie aseptischer Knochennekrosen (z.B. Mondbein, Kahnbein)
- Behandlung bei Arthrosen der Finger, Handwurzel und des Handgelenkes
- Arthroplastiken, Teilarthrodesen, Arthrodesen, Endoprothesen bei Arthrosen oder posttraumatischen Folgezuständen
- akute und sekundär rekonstruktive Plexuschirurgie
- Denervierungen und Nervenrekonstruktionen
- Operationen der rheumatischen Hand
- Nervenkompressionssyndrome des Armes, des Unterarmes und der Hand
- Motorische Ersatzoperationen bei Nervenausfällen
- Behandlung von spastischen Kontrakturen
Auszug der operativen Versorgungstätigkeit im Bereich der Handchirurgie:
2018: insgesamt 3289 Eingriffe, davon 220 mit Nerven-/Gefäßnaht, 14 Replantationen und 34 Lappenplastiken
2019: insgesamt 3302 Eingriffe, davon 251 mit Nerven-/Gefäßnaht, 22 Replantationen und 41 Lappenplastiken
Kindertraumatologisches Referenzzentrum:
Das UKJ betreibt ein kindertraumatologisches Referenzzentrum gemäß dem Weißbuch Schwerverletztenversorgung Stand Mai 2012, das die Anforderungen des Moduls zur umfassenden Notfallversorgung für Kinder gemäß § 25 Absatz 4 der Rege-lungen zu einem gestuften System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern gemäß § 136c Absatz 4 SGB V erfüllt. Des Weiteren wird in diesem Bereich eine 24h Bereitschaft zur Patientenübernahme, konsiliarischen Beratung und ein telemedizinischer Konsildienst im Bereich der Radiologie vorgehalten.
Hierfür erforderlich als zusätzliche Strukturqualität sind:
- Klinik für Kinderchirurgie mit besonderer traumatologischer Kompetenz
- Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit pädiatrischer Intensivmedizin und Ne-onatologie
- Kindernotaufnahme
- Kinderchirurgie mit kindertraumatologischer Kompetenz
- Schockraumteam bestehend aus:
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- Trauma erfahrener Kinderchirurg und/oder Kindertrauma erfahrener Unfallchi-rurg
- Pädiatrisch erfahrener Anästhesist
- Facharzt für Kinderheilkunde mit Zusatzweiterbildung pädiatrische Intensivme-dizin
- Pädiatrischer erfahrener Neurochirurg
- Kinderradiologe
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Durchführung besonderer Aufgaben.
a) Interdisziplinäre traumatologische Fallkonferenzen für stationäre Patientinnen und Patienten anderer Krankenhäuser oder spezialisierte Reha-Einrichtungen
Das überregionale Traumazentrum an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des UKJ hält permanent eine Struktur für traumatologische interdisziplinäre Fallkonferenzen vor. Die Struktur der Dokumentation und Interaktion ist prinzipiell ähnlich aufgebaut wie Fallkonferenzen der interdisziplinären Tumorboards. Im Gegensatz zu den Tumorboards mit wöchentlich fixen Konferenzen finden auf Grund der akuten Patientenversorgungsproblematik die Konferenzen individuell terminiert spontan statt. Hierbei stellt der zuständige Facharzt der Unfallchirurgie die bekannten Befunde des Verletzten des UKJ und der externen Netzwerkpartner zusammen und verfasst eine Synopsis inklusive Differentialdiagnose. In Abhängigkeit der Befunde und der Verletzung erfolgt dann zeitnah die Auswahl der Zusammensetzung der Fachgebiete der interdisziplinären Fallkonferenz. In dieser Fallkonferenz wird die weitere Diagnostik und therapeutisches Vorgehen festgelegt. Dieses Procedere setzt ein hohes Maß an Flexibilität und vorgehaltene Personalredundanz voraus, um immer akut die interdisziplinäre Funktionalität übernehmen zu können.
Zusätzlich sind alle Partner des Thüringer Traumanetzwerks telemedizinisch mit dem Universitätsklinikum Jena verbunden und können zeitnah kostenlos radiologische Befunde der Patienten an das UKJ einsenden. Die Anmeldung erfolgt über ein einheitliches Anmeldeformular. Die professionelle Erstellung und Versendung eines Konferenzprotokolls mit der schriftlichen Therapieempfehlung erfolgt umgehend an die externen Kliniken. Diese Leistung erfolgt ebenfalls unentgeltlich.
b) fachspezifischen Kolloquien oder Durchführung von interdisziplinären Fallkonferenzen mit anderen Krankenhäusern oder spezialisierten Reha-Einrichtungen
2020: 05.11.2020 virtuell
2019: 27.11.2019 Ilm-Kreis-Kliniken, Ilmenau
2018: 08.10.2018 SRH Waldkliniken Gera
2017: 16.10.2017 UKJ Jena
2016: 13.09.2016 SRH-Waldkliniken Gera
2015: 17.09.2015 Katholisches Krankenhaus St. Johann Nepomuk, Erfurt
c) Regelmäßige, strukturierte, zentrumsbezogene Fort- oder Weiterbildungsveranstaltungen.
Eine Übersicht zu den vergangenen internen Fortbildungen der Klinik für Unfall,- Hand und Wiederherstellungschirurgie finden Sie hier.
Weiterbildung mit Selbsthilfegruppen
"Starke Hand" - Erfurt
Treffen finden jeden 1. Dienstag im Monat ab 16:00 Uhr im Haus der sozialen Dienste, Juri-Gagarin-Ring 150, 99084 Erfurt statt.
d) Umsetzung des PDCA-Zyklus mit öffentlich zugänglichen Berichtsdarstellung sowie Führung und Auswertung eines Traumregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).
Jahresauswertung 2019 - Hüftgelenknahe Femurfraktur mit osteosynthetischer Versorgung
Jahresbericht 2020 Traumaregister DGU
e) Vorhaltung und Konzentration außergewöhnlicher technischer Angebote (24-stündige Verfügbarkeit intraoperativer Computertomografie mit Vorhaltung des entsprechenden fachradiologischen Bereitschaftsdienstes)
Das IDIR des UKJ betreibt ein modernes Gerät mit interventioneller Ausstattung der Firma General Electric für die interoperative Computertomographie. Der Betrieb dieses Gerätes wird durch den interventionellen Dienst des radiologischen Institutes abgesi-chert. Dieses Team wird 24 h am Tag vorgehalten und umfasst mindestens einen ra-diologischen Facharzt und einen medizinisch-technischen Radiologieassistenten.
f) Ganzjährige Vorhaltung für die Versorgung von Großschadensereignissen
Laut DIN 13050 ist ein Großschadensereignis definiert als: „Ereignis mit einer großen Anzahl von Verletzten oder Erkrankten sowie anderen Geschädigten oder Betroffe-nen und/oder erheblichen Sachschäden". In dieser Situation droht ein Ressourcen-mangel durch die in zu geringem Ausmaß zur Verfügung stehenden Versorgungs- und Behandlungskapazitäten. In der Vergangenheit wurde in diesem Kontext das Ziel definiert, in der gesamten Versorgungskette von Präklinik und Klinik schnellstmöglich jeden Patienten individualmedizinisch zu versorgen. Bisherige Konzepte beziehen sich hauptsächlich auf den „zivilen" MANV (z.B. Verkehrs- u. Zugunfälle, etc.). Das UK Jena ist grundsätzlich in der Lage in dieser Situation den Versorgungsauftrag zu realisieren.
Im Gegensatz dazu sind bei terroristischen Anschlägen und Amokläufen deutlich andere ablauforganisatorische und materielle Rahmenbedingungen durch Kliniken sicherzustellen. Im Mittelpunkt steht nun nicht mehr die optimierte Individualmedizin, sondern die Sicherung des Überlebens der Patienten (u.a. Explosionstraumata und Schussverletzungen mit schwersten Blutungen).
Aus dem oben Dargestellten ergibt sich zwingend die Forderung, dass sich die Kliniken des TraumaNetzwerks DGU intensiv mit der Vorbereitung auf einen MANV und auf einen Terror-MANV vorbereiten müssen und auch dementsprechende Vorhaltungsmaßnahmen mit Versorgungsmaterialien (Hämostyptika, Tourniquets u.v.m.) erfüllen müssen.
Der Verteilungsschlüssel soll dazu beitragen, dass kritische Patienten vorrangig in überregionalen und regionalen Traumazentren versorgt werden. Lokale Traumazen-tren sollten vornehmlich die Versorgung leichter Verletzter in größerer Zahl überneh-men. Planerisch sollten sich die Traumazentren in der Nähe eines Schadensortes auf die vorgegebene Anzahl von Patienten einstellen. Der tatsächliche Radius des Um-kreises und die real erforderliche Zahl der Zuweisungen im Vergleich zur planerischen Kapazität sind jeweils abhängig vom Ausmaß des Ereignisses.
Neben den o.g. organisatorischen und investiven Vorbereitungen ist insbesondere auch das ärztliche Personal, analog der Schockraumausbildung mittels ATLS® durch entsprechende Kurse und Übungen für diese Situation auszubilden. Hierzu sind Kurs-formate wie „Terror and Disaster Surgical Care (TDSC®)" oder „Medical Response to Major Incidents and Disasters (MRMI®)" geeignete Schulungsmaßnahmen.
Die Unterschiede vom Terror-MANV zum „normalen" MANV bestehen zum einen in der Tatsache, dass es sich häufig um völlig andere Verletzungsmuster (Schuss- und Explosionsverletzungen) handelt. Dominierend sind hierbei perforierende und penet-rierende Verletzungen, die regelhaft eine schwere Hämorrhagie verursachen, weshalb eine rasche und unmittelbare Blutungskontrolle angestrebt werden muss. Dieses hat zur Folge, dass sich die präklinische Behandlung und Organisation sowie die Alloka-tion der Patienten erheblich von einem „normalen" MANV unterscheidet. Diese Pati-enten werden zum Teil durch Laienhelfer, zum Teil aber auch durch professionelle Hilfe schnellstmöglich in die nächstgelegene Klinik gebracht. Dies resultiert aus der Tatsache, dass diese Patienten in vielen Fällen hämodynamisch instabil sind und so-fort eine chirurgische Blutstillung eingeleitet werden muss. Eine Verteilung bzw. Steu-erung der Patienten in die richtige und damit optimale Zielklinik ist unter Berücksichti-gung der kritischen Situation dieser Patienten häufig nicht möglich, sondern es muss die nächste Klinik angefahren werden, da die Lebensrettung durch eine unmittelbare Blutstillung oberste Priorität hat.
Des Weiteren sind die Patienten in der Regel in der ersten Phase eines Terror-MANV präklinisch unversorgt, so dass aus Sicht der Klinik eine neue zusätzliche Herausfor-derung darin besteht, eine Erstversorgung der Patienten innerklinisch durchführen zu müssen. Ein großer Teil der Patienten wird auch selbständig in die Kliniken kommen und zwar in die Kliniken, die in unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes liegen. Der wesentliche Unterschied zum MANV ist, dass diese Patientenströme durch die präkli-nische Rettung nicht zu kontrollieren sind und sich Kliniken insgesamt mit einer völlig anderen Situation auseinandersetzen müssen, als bei einem „normalen" MANV.
Belastung der Klinik beim MANV:
- Erster Patient trifft nach ca. 60 Minuten ein.
- Patienten werden angekündigt.
- Patienten werden gezielt verteilt
- Patientenzahl ist bekannt.
- Patienten sind vorversorgt.
- Patienten gelangen in die geeignete Klinik.
- Ziel: Schnellstmögliche optimale Individualmedizin.
Belastung der Klinik beim Terror-MANV:
- erster Patient trifft nach ca. 15 Minuten ein.
- Patienten kommen zu Fuß bzw. per Laienrettung.
- Patientenzahl ist nicht bekannt.
- Patienten erreichen die Klinik unversorgt.
- Patienten kommen in die nächstgelegene Klinik.
- Hauptproblem ist meistens die Blutung.
- Ziel: Überleben sichern.
Die Finanzierung der erforderlichen Infrastruktur und der erforderlichen Ausbildung von ärztlichen Mitarbeitern, insbesondere des Terror-MANV, ist derzeit in Thüringen noch nicht geklärt.
Nach § 15 der Apothekenbetriebsordnung hält die Apotheke des Universitätsklinikums einen Vorrat für MANV bzw. Terror-MANV vor, der mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für zwei Wochen entspricht. Diese Arzneimittel und Medizinprodukte sind in der Arzneimittelliste des UKJ erfasst und decken das ganze universitäre Spektrum an Arz-neimitteln, wie zum Beispiel Analgetika, Betäubungsmittel, Antibiotika etc. ab. Dazu kommen noch Verbandsmittel, enterale Ernährung, Desinfektionsmittel und Röntgen-kontrastmittel. Bei besonders kritischen Arzneimitteln für die Intensivtherapie ist der Vorrat auf einen vier Wochen Bedarf des UKJ erhöht.