Dass sie eine Gürtelrose am Ohr von einem Tag auf den anderen ihr unbeschwertes Lächeln kosten würde, damit hatte Cornelia Steinau niemals gerechnet. Die 59-Jährige trainiert hart, damit ihre Gesichtsmuskeln wieder das machen, was sie möchte. Zum Beispiel lächeln, wenn sie fröhlich ist. Vor über zwei Jahren hat die Virusinfektion bei Cornelia Steinau eine sogenannte Fazialisparese, eine Lähmung des Gesichtsnervs, hervorgerufen. Ramsay Hunt Syndrom heißt diese besondere Form der Erkrankung. Wie gut die Hälfte der Betroffenen mit Fazialisparese leidet sie als Langzeitfolge der Lähmung an sogenannten Synkinesien. Das sind unwillkürliche Mitbewegungen von Muskeln durch fehlverschaltete Nervenzellen.
Mittlerweile hat sie ihre Muskelbewegungen schon deutlich besser im Griff: mithilfe von Logopädie, Akupunktur, Botulinumtoxin – und Biofeedback, bei dem die Betroffenen ganz gezielt trainieren, ihre Gesichtsmuskulatur zu kontrollieren und beidseitig zu entspannen. „Das ist richtiges anstrengendes Training, danach war ich erstmal ganz schön kaputt“, erzählt die Patientin aus dem schwäbischen Herrenberg. Und kein Wunder, denn der Fazialisnerv steuert 23 verschiedene Muskeln je Gesichtshälfte an. Das Biofeedback-Training ist also so etwas wie eine Muckibude für die Gesichtsmuskulatur. Zehn Tage hat sie am Fazialis-Nerv-Zentrum am UKJ an einem speziellen Fazialisparese- Training teilgenommen – und ist begeistert. Vor allem, weil sie vieles von dem Gelernten unkompliziert zuhause anwenden kann. Und es ist ein weiterer Baustein, um wieder Herrin über ihre Mimik zu werden. Das Biofeedback ist interdisziplinär von unseren Expertinnen und Experten am Jenaer Fazialis-Nerv-Zentrum entwickelt worden.